Altes Eichenholz mit neuem Leben
Werner Leuthe hat Parkettleger gelernt und auch später seinen Meister absolviert. Mit 20 Jahren kam er nach Rosenheim und hat sich als Bodenleger selbstständig gemacht. Heute erweckt der 55-Jährige mit der Old Oaks GmbH altes Holz zu neuem Leben und schafft aus mindestens 100 Jahre alten Eichenbalken Bodenbeläge oder Möbel.
Rosenheim – Ob PVC-Böden, Linoleum, Landhausdielen und vor allem in seinen ersten Berufsjahren Teppich, Werner Leuthe hat als ausgebildeter Parkettleger schon jeden Fußbodenbelag verlegt. Gelernt hat der heute 55-jährige Wahl-Rosenheimer im väterlichen Betrieb in Augsburg. „Zur Ausbildung
gehörten nicht nur Kenntnisse zu jeglichen Fußbodenbelägen und die Berechnung, wie viel Material für einen Raum benötigt werde. Auch über das Zusammenspiel des Belags, zum Beispiel mit Fußbodenheizungen, mussten
wir Bescheid wissen“, erklärt er seinen Beruf.
Die Vorlieben der Kunden haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Während Werner Leuthe in den ersten Jahren auch ganze
Treppenhäuser mit Teppich verspannt hat, wird das heute nicht mehr nachgefragt. „Wir haben damals Teppich kilometerweise verlegt. Parkett
war nicht in“, erinnert er sich noch gut – und erkennt manch eine Arbeit heute wieder. Auch als Wandverkleidung in Diskotheken war das Material früher gefragt, erzählt der Rosenheimer. Um den Schall zu absorbieren – selbst wenn sich dadurch der Geruch nach kaltem Rauch in den Räumen festsetzte.
Früher Weg in die Selbstständigkeit
Den Weg in die Selbstständigkeit hat Leuthe schon früh gewählt. Bereits als 20-
Jähriger hat er den väterlichen Betrieb verlassen und ist nach Rosenheim gezogen – um sich als Bodenleger ein eigenes Unternehmen aufzubauen.
Seinen Meister hatte er zu dem Zeitpunkt noch nicht, das war jedoch auch
nicht Voraussetzung. Die Prüfung dafür hat der Handwerker 1987 abgelegt und
liebt noch heute das Kreative an seinem Beruf. Das liege ihm am meisten, gesteht Leuthe, der Verlegemuster selbst entwickelt.
Auch wenn er mit seinem ersten Unternehmen konventionell gearbeitet hat, eine Affinität zu natürlichen Materialien hatte der 55-Jährige schon früh. „Wir haben bereits in den frühen 90er-Jahren mit Naturböden, damals Kokos oder Sisal, angefangen.“ Zehn Jahre zu früh, sagt der Rosenheimer heute. Denn trotz eines ökologischen Bewusstseins sei der Boden damals wenig gefragt
gewesen. Heute ist das anders. Mit der 2009 gegründeten Old Oak GmbH konzentriert sich Werner Leuthe ganz auf die Verarbeitung mindestens 100 Jahre alter Eichenbalken. In den vergangenen Jahren hat der Unternehmer
viel Zeit und Geld – auch Lehrgeld – in den Aufbau eines Netzwerks investiert.
„Einige der Hölzer kommen aus Mitteldeutschland, aber auch aus Bremen.
Die meisten finde ich im osteuropäischen Raum, zum Beispiel in Slowenien, Kroatien oder Rumänien.“ In den Anfangsjahren wurde er noch belächelt, das Holz aufzukaufen. Mittlerweile haben viele den Wert des zumeist aus dem Abriss alter Häuser stammenden Naturwerkstoffs erkannt – der nur in limitierter
Form vorhanden ist.
Es sind unter anderem alte Fachwerk-Balken, die Werner Leuthe heute aufbereitet, jedoch gleichzeitig den Charakter des Holzes mit allen Spuren der Zeit erhält. Damit am Ende rund 400 Quadratmeter Original-Oberfläche verlegt werden können, brauche es etwa 1000 Quadratmeter Eichenholz, sagt der
Fachmann, der Projekte – auch namhafter Bauherren – deutschlandweit verwirklicht. Außerdem werden unter anderem Möbel wie Tische hergestellt, jeder von ihnen ein Unikat.
Verwertung, ohne Abfall
Wichtig ist dem 55-Jährigen, dass das wertvolle Eichenholz in seiner Gesamtheit weiterverwendet wird und so auch die Nachhaltigkeit in den Vordergrund rückt. Seiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Zur
Weihnachtszeit sind zum Beispiel aus den Enden der Balken auch Holzeinfassungen für Teelichter entstanden.
Die Old Oak GmbH ist im Grunde ein Ein-Mann-Betrieb, der von der Kreativität
des Geschäftsführers und Inhabers lebt. Und auch wenn er mit alten Materialien arbeitet, ist Innovation für Werner Leuthe wichtig. Bis ein neuer Bodenbelag so abgestimmt ist, dass er in Produktion gehen und umgesetzt werden kann, vergehen zwischen eineinhalb und zwei Jahren. Die Produktion übernehmen zwischen fünf und 15 Mitarbeiter in Lohnfertigung – auch wenn der Chef noch oft mit dabei ist. „Ich habe viele Muster im Kopf, die noch entstehen können."